nachhaltige etf

Das Plädoyer einer Leserin für Nachhaltige ETF

Vor kurzem habe ich den Betrag geschrieben „Warum ich nicht in nachhaltige ETF investiere“. Danach erhielt ich ein E-Mail von Theresa.

Ich war ganz aus dem Häuschen, so sehr habe ich mich gefreut.

Denn Theresa hat sich viele kluge Gedanken zu nachhaltigen ETFs gemacht. Sie ist anderer Meinung. Doch ich konnte richtig viel von ihr lernen. Sie hat mich inspiriert. Vielleicht ja auch dich?

Eine kurze Zusammenfassung meines Artikels

Meine Meinung ist, dass wir durch Konsum viel mehr bewegen können als mit unserer Geldanlage. Zudem sind die Kriterien sehr angreifbar, nach denen ein Unternehmen als nachhaltig bewertet wird. Sie werden zusammengefasst als ESG-Kriterien, also Kriterien in den Bereichen Environmental, Social Responsible and Governance. Wie wird welches Kriterium gewichtet? Kann beispielsweise ein Unternehmen mit hohem CO2-Ausstoß doch noch nachhaltig werden, wenn es das Führungsteam divers besetzt? Das erinnert mich ein wenig an „Green Washing“.

Ich überlasse bei nachhaltigen ETFs einem Algorithmus die Auswahl der Unternehmen. Das wird nie ganz meine Werte treffen.

Eine Entwicklung, die nicht nur ich sehe: Mittlere und kleine Unternehmen können zumeist nicht das umfangreiche und teure Reporting liefern, das verlangt wird für ein ESG-Siegel. Daher sind schon jetzt kleinere Unternehmen eher nicht nachhaltig. Doch trifft das wirklich zu? Ich denke nicht.

E-Mail zum Thema nachhaltige ETF von Theresa

Mit ihrer Erlaubnis darf ich Theresas E-Mail veröffentlichen, die auch viele gute Argumente einbringt. Ich bin schon gespannt, was du davon hältst.

Vielleicht magst auch du mir deine Meinung senden, an [email protected] oder direkt als Kommentar zu dem Artikel. Darüber freue ich mich sehr.

An: EvaVon: Theresa

Begeistertes Lob zu Deinem Blog, liebe Eva. Du schreibst über Themen mit ganz anderen Denkansätzen und inspirierst mich! So auch Dein Artikel „Der Grund, warum ich mein Geld nicht nachhaltig anlege“. Du hast recht, die Bereiche, die Du zu Anfang erwähnst, haben voneinander unabhängige Regeln. Auch Deine Argumentation, dass die Konsumgewohnheiten eines Einzelnen großen Einfluss haben, ist in Teilen richtig. Drei Aspekte würde ich zu Deinen Überlegungen noch hinzufügen wollen:

Nachhaltigkeit rückt immer mehr in den Fokus der Öffentlichkeit – zurecht

Bestimmte Entwicklungen auf unserem Planeten (Hitze, Dürre, Fluten, Heuschrecken, Wirbelstürme, zunehmende Plastikvermüllung, Mikroplastik in Trinkwasser oder Fisch, Hormone, Glyphosat, Insektensterben…) mahnen uns zum Handeln, wenn unsere Enkel eine halbwegs bewohnbare Erde vorfinden sollen. Dieses Thema ist auch in der Politik (Pariser Klimaabkommen, BaFin), in der Wirtschaft (transitorische Risiken, Reputation), in der Wissenschaft (Science for Future) angekommen.

Der Konsum steigt global stark an

Der zweite Aspekt, den ich nennen möchte, ist, dass sich einige Länder wirtschaftlich stark weiterentwickeln, was u. a. mit höherem Konsum einhergeht. Da wird es nicht reichen, wenn einige Menschen beschließen, sich aufs Wesentliche zu konzentrieren und unnötigen Konsum zu vermeiden. Unser Planet wird für den zunehmenden Konsumhunger der Weltbevölkerung keine ausreichenden gesunden Ressourcen zu Verfügung stellen können (Luft, Humus, sauberes Trinkwasser).

Menschen können die Wirtschaft beeinflussen

Wirtschaft ist ein künstliches System, von Menschen erdacht und entwickelt. Wir können die Regeln ändern und unseren Planeten und die Menschen und Tiere, die wir gerade ausbeuten (Kinderarbeit, Ölteppiche auf den Meeren, Fischfarmen, etc.) gerechter einbeziehen. Und ja, wir Konsumenten haben Macht – aber wir machen uns Missstände nicht bewusst, Bündeln unsere Interessen nicht und wollen im Alltag keine Zeit investieren.

Wir stehen erst am Anfang eines nachhaltigen Investments

Um zum Ende zu kommen: Es mag an der Börse noch keine wirklich nachhaltigen Unternehmen geben, aber einige bemühen sich. Nachhaltigkeit ist ein Prozess, keine Perfektion. Aber wir müssen etwas tun und das hört beim Geld nicht auf.

Vielleicht gibt es ja Kompromisslösungen, um sich mit nachhaltiger Geldanlage vertraut zu machen? Ein Girokonto bei der Triodos, GLS, Umweltbank oder Ethikbank eröffnen? Gute nachhaltige ETFs sind bisher rar bis nicht vorhanden, je nachdem, welche Kriterien man anlegt. Aber vielleicht tut es auch ein kleines aktives Depot mit ein oder zwei guten Aktienfonds? Oder die Investition in Genossenschaften? Einige Unternehmer überführen ihren Unternehmens-Besitz in Gemeinschaftsbesitz, z. B. in Genossenschaften.

Was mich persönlich am stärksten davon überzeugt hat, dass Nachhaltigkeit in naher Zukunft bei Geldanlagen wichtig sein wird, war das Positionspapier der BaFin zu Nachhaltigkeitsrisiken.Mein Kommentar ist echt ewig lang geworden und klingt wie negative Kritik an Deinen Gedanken. So ist es aber nicht gemeint. Ich meine es als konstruktives Betrachten von einer anderen Warte aus.

Sei herzlich gegrüßt, Theresa

Fazit:

Vielen Dank Theresa für deine kluge und fundierte Argumentation. Das Positionspapier der BaFin habe ich schon herunterladen und ich werde mir das genauer ansehen. Vielleicht gibt es ja bald dazu einen neuen Artikel auf KinderleichteFinanzen.de.

Anfang Januar senden Nico und ich jedenfalls eine Folge auf „Meine Mäuse – der Finanzpodcast für die Familie“ mit Claudia Müller vom Female Finance Forum. Sie ist Expertin zum Thema Nachhaltigkeit und war schon bei der Bundesbank viele Jahre dafür tätig. Vielleicht kann sie noch einen Aspekt hinzufügen.

Investierst du schon nachhaltig? Über dein Kommentar freue ich mich.

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