John Law

John Law: Was lehrt uns der Aufstieg und Fall des Finanzgenies heute?

Die Geschichte von John Law ist eine spannende Saga über Aufstieg und Fall eines charismatischen Spielers und Finanzgenies. Sie erzählt von einer gewaltigen Spekulationsblase rund um die Mississippi-Kompanie und von der verhängnisvollen Verbindung zwischen der Finanzwelt und dem Herrscherhaus, die ganz Frankreich erschütterte. Die Erzählung birgt wertvolle Lektionen für unsere Zeit, die unsere Politiker und Ökonomen leider oft übersehen. Welche das sind, erfährst du in diesem Artikel.

John Law: Ein charismatischer Spieler mit unbändigem Risikowillen

John Law wird im Jahr 1671 geboren, ironischerweise als Sohn eines Goldschmieds. Law sah in seiner Jugend den Wohlstand seines Vaters wachsen, den er durch das Verwahren von Gold im Tausch gegen Zertifikate erhielt. Da jeweils nur ein kleiner Teil des bei einem Goldschmied hinterlegten Goldes abgehoben wurde, war es dem Goldschmied möglich, mehr Goldzertifikate auszugeben, als er mit Gold decken konnte. Am Ende kaufte sich sein Vater, ein Schloss bei Edinburgh mit seinem Reichtum. Jedoch verlor er wieder alles aufgrund von Spielschulden.

Schon in jungen Jahren zeigte sich Law als Draufgänger, der an verbotenen Duellen teilnahm. Ein solcher Konflikt führte zu seiner Verurteilung und dem drohenden Todesurteil. Doch seine Freunde setzten alles daran, ihn zu befreien. Unter Einsatz von raffinierten Methoden gelang ihm die Flucht aus England, und er tauchte in verschiedenen europäischen Städten wie Paris, Venedig und Amsterdam auf. Hier knüpfte er Kontakte zu den Eliten und wurde durch Glücksspiele reich.

Das Spiel der Wahrscheinlichkeiten: Johns unerwartetes Talent

Eine entscheidende Wendung in Laws Leben war die Erkenntnis, dass Glücksspiele nicht nur vom Glück abhängen, sondern auch von mathematischen Berechnungen. Dieses Konzept war zu seiner Zeit revolutionär und kaum bekannt. John Law war ein Pionier in der Anwendung von Wahrscheinlichkeitsberechnungen.

Während dieser Zeit befand sich die Ostindien-Kompanie in Amsterdam im Aufschwung – auch mithilfe der Finanzinnovation des Aktienhandels. Law beobachtete diese Entwicklung genau und erkannte das Potenzial. Die Idee, dass jeder, unabhängig von Reichtum oder Netzwerken, in die Kompanie investieren konnte, faszinierte ihn. Dieses Modell sollte später auch seine eigenen Visionen beeinflussen.

Der Beginn einer Vision: Banken, Aktien und der Mississippi

Law erkannte die Stärke von Börsen und Banken als Instrumente zur Organisation von Finanzgeschäften. Während seiner Reisen beobachtete er nicht nur den Aktienhandel in den Niederlanden, sondern auch die Gründung der Bank of Amsterdam. Die öffentliche Bank sorgte dafür, dass verschiedene Münzen standardisiert wurden, um den Handel zu erleichtern. 

Mit diesem Wissen im Hinterkopf verfasste Law sein erstes Buch, in dem er die Idee entwickelte, eine ähnliche Bank in Schottland zu etablieren. Er ging nur viel, viel weiter. Die Bank sollte Landbesitz anstelle von Gold und Silber als Sicherheit akzeptieren. Er war der Ansicht, dass Holland wegen der Bank und dem Aktienhandel so reich wurde.

Diese Vision sollte sich später als fataler Irrtum erweisen, da er die tatsächlichen Gründe für den hohen Lebensstandard der Niederländer fehlinterpretierte. Vielmehr waren die Exportüberschüsse und die hohe Produktivität verantwortlich. Das viele Geld war nur die Folge daraus.

Der Aufstieg zur Macht: Law und der Herzog von Orleans

Schottland und England schlossen sich zu Großbritannien zusammen. Und in Großbritannien bestand ja noch der Haftbefehl gegen John Law. So musste der Spieler und ehemalige Duellant wieder fliehen. In Frankreich angekommen, schaffte Law es, die Aufmerksamkeit des Herzogs von Orleans auf sich zu ziehen. Der wurde später zu einem einflussreichen Verbündeten. Als Regent übernahm der Herzog die Aufgaben des erst 5-jährigen König Ludwig XV. Der legendäre Sonnengott Ludwig XIV hinterließ seinem Erben eine Unmenge an Schulden. Der Herzog von Orleans führte aus Verzweiflung radikale Maßnahmen ein, darunter das Verbot von Gold- und Silbermünzen, um diese Schulden zu tilgen.

Um die Zeit gründete John Law die erste Bank in Frankreich: die Bank Generale. Sie erhielt die Sicherheit der Krone und wurde bald umbenannt in Bank Royale. Die Bürger wurden gezwungen, mit dem Papiergeld der Bank Steuern zu zahlen. Weiters gründete John Law die Mississippi-Kompanie, die das Monopol auf den Handel mit der französischen Kolonie erhielt.

Die spektakuläre Blase und ihr Zusammenbruch

Die Mississippi-Kompanie begann rasant zu wachsen, und Investoren strömten in Scharen herbei, um von den vermeintlichen Gewinnen zu profitieren. Law nutzte geschickt die Nachfrage, um den Wert der Anteile künstlich zu steigern. Dies geschah durch raffinierte Taktiken, wie die Verknüpfung neuer Anteile mit dem Kauf der alten.

Bald erreichte der Aktienkurs atemberaubende Höhen, und das Wort „Millionär“ wurde geprägt, um diejenigen zu beschreiben, die scheinbar über Nacht reich wurden. Adelige verkauften ihren Schmuck, die einfachen Bürger ihre Habseligkeiten. Jeder wollte sich an der Mississippi-Kompanie beteiligen.

Reiche Gläubiger des Königs hatten die Möglichkeit, ihre Schuldscheine umzutauschen gegen Anteile an der Company. Am Ende bot John Law dem König sogar an, seine gesamten Schulden zu bündeln und kaufte sie ihm ab. Das muss man sich vorstellen: die gesamten Schulden von Frankreich! Dies sollte sich jedoch als ein verhängnisvoller Schachzug erweisen, der zu einer spektakulären Spekulationsblase führen würde.

Das Vertrauen der Bevölkerung schwand. Sie wollten ihre Zertifikate wieder in Edelmetalle tauschen. John Law musste als Finanzminister ein Gold und Silberverbot aussprechen, das praktisch nicht befolgt wurde. Er zwang die Menschen, Papiergeld zu verwenden für größere Transaktionen, und entwertete die Scheine später um die Hälfte. Die Bevölkerung revoltierte, Steine flogen, Häuser wurden angezündet. Die Franzosen waren schon damals berüchtigt für ihre heftigen Demonstrationen. Law wurde als Finanzminister abgesetzt, kurz darauf wieder eingesetzt und dann endgültig entlassen. Er konnte über Umwege nach Venedig flüchten und verbrachte dort einen bescheidenen Lebensabend mit seinem Sohn.

Das Erbe und die Lehren aus Laws Geschichte

Die Geschichte von John Law ist eine aufregende Saga über Träume, Gier und die Macht der Finanzindustrie, wenn sie eng mit Herrscherhaus verwoben ist. Seine Vision von Papiergeld, Banken und Aktienhandel waren in vielerlei Hinsicht wegweisend. Dennoch offenbart sie auch die Gefahren von übermäßigem Risiko und der Missinterpretation wirtschaftlicher Zusammenhänge.

Nicht das Geld macht ein Land reich, sondern die Produktivität. Klagen die Herrscher über Geldarmut, dann liegt der Grund am schlechten Wirtschaften, und nicht am mangelnden Geld. Denn Sachwerte wie Gold und Silber fließen dorthin, wo produktive Arbeit vollbracht wird.

Ob sich diese Geschichte heute wiederholen könnte? Wäre es möglich, dass die Menschen wieder ihr gesamtes Hab und Gut verlieren? Ich denke nicht. Denn wir Bürger haben die Möglichkeit, auf ein privates Geld zu wechseln, das nicht von einer zentralen Instanz entwertet und konfisziert werden kann: Bitcoin.

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